Fachbuch-Rezension: "Orthopädisch-unfallchirurgische Begutachtung: Handbuch der klinischen Begutachtung (2013) von K.-D. Thomann, Frank Schröter und V. Grosser (Herausgeber)"

Mit dem Werk „Orthopädisch-unfallchirurgische Begutachtung: Handbuch der klinischen Begutachtung“ liefern die Autoren in erster Linie für Allgemeinmediziner, Orthopäden, Unfallchirurgen und Ärzte in der Weiterbildung ein umfassendes und praktisches Nachschlagewerk. Neben aktuellem, rechtlichem Wissen erhält der Leser in Bezug auf verschiedene Versicherungszweige einen optimalen Einblick in das Thema Begutachtung. Dank des äußerst verständlich geschriebenen Ratgebers verläuft das Erstellen von orthopädisch-unfallchirurgischen Gutachten nicht nur sicherer und schneller, sondern somit auch wesentlich effizienter und kompetenter. Speziell für Mitarbeiter von Versicherungen sowie Juristen sind einzelne Passagen zur Pathogenese und Ätiologie etwas umfangreicher ausgeführt. Trotz der Masse an Informationen sind die Inhalte übersichtlich strukturiert und durchwegs leicht verständlich formuliert. Bereits seit der ersten Auflage ist die Nutzung des Handbuchs sowohl bei praktizierenden Ärzten als auch bei medizinischen Gutachtern äußerst weit verbreitet.

Ergänzend zum vorliegenden, bis dato in der zweiten Auflage erhältlichen Werk, gibt es seit dem Jahr 2012 einen Ergänzungsband namens „Professionelles Erstellen orthopädisch-unfallchirurgischer Gutachten“. Dieser enthält konkrete Beispiele aus der Praxis, dient ideal der schrittweisen Einführung in die wissenschaftliche Begutachtung und erleichtert dem Gutachter die praktische Umsetzung der relevanten Leitlinien. Zusammen bilden die Bücher für Juristen, Versicherungsmitarbeiter und ärztliche Gutachter eine solide Grundlage für eine Beurteilung aus objektiver Sicht. Zudem können Dritte bereits erstellte Gutachten leichter prüfen und beurteilen sowie Unstimmigkeiten aufdecken.

Die Kriterien der Beurteilung haben sich in den letzten Jahren ein wenig verändert, was wiederum häufig zu fehlerhaften Einschätzungen führen kann. Dies kommt zum einen durch das stetig zunehmende Wissen in der Medizin sowie durch neue Vorgaben und Rechtsprechungen. Zum anderen gab es maßgebliche Modifizierungen im Schwerbehinderten- sowie im Entschädigungsrecht. Die Kniegelenksarthrose wurde beispielsweise zur Berufskrankheit erklärt. Zudem wird der Psychotraumatologie und Erkrankungen ohne organische Ursache heute mehr Bedeutung beigemessen als dies früher der Fall war. Auf derartige orthopädische Beschwerden wird im vorliegenden Buch in ausführlicher Form eingegangen. Durch diesen Wandel in der Begutachtung entscheidet man bei Versicherungen und Verwaltungen häufiger rein nach den schriftlich vorliegenden Sachverhalten. Ärztliche Gutachter werden dagegen immer mehr damit beauftragt, die Leistungsfähigkeit einzuschätzen, wenn es um private Berufsunfähigkeitsversicherungen geht. Auch bezüglich dieses Themas findet der Leser Tipps zu speziellen orthopädischen Erkrankungen und Verletzungen. Nachdem sich kürzlich im Bereich der privaten Unfallversicherungen ebenfalls zahlreiche Änderungen ergaben, ist das dazugehörige Kapitel entsprechend angepasst und auf den neuesten Stand gebracht worden.

Thematisch gesehen ist der Leitfaden der orthopädisch-unfallchirurgischen Begutachtung nach zwei Schwerpunkten aufgegliedert. Einerseits wird das grundlegende Wissen rund um die Begutachtung, bezogen auf verschiedene Rechtsgebiete und Versicherungszweige, vermittelt. Andererseits gehen die Autoren unter Bezugnahme von Richtlinien und Referenzwerten auf die Entwicklung von Kriterien ein, die für die Begutachtung aller relevanten Erkrankungen und Verletzungen des Bewegungsapparats von Bedeutung sind. Nachvollziehbarkeit und Transparenz spielen hierbei eine übergeordnete Rolle. Alles in allem ist das aktuelle Handbuch nicht nur für den beruflichen Alltag des medizinischen Gutachters ein hilfreicher Leitfaden sowie ein zuverlässiges Nachschlagewerk.